2020/08/20
Statement zum SZ-Artikel "Neue Mauern im Kohlestreit"

Sehr geehrter Herr Beutler,

zunächst bedanken wir uns über die Aufmerksamkeit, die Sie uns in größer werdenden Abständen zu teilkommen lassen und dass Sie den Diskussionsraum schaffen, den wir uns für den Vortrag gewünscht haben. Wir freuen uns auch, dass Sie die Inhalte des Second Attempt e.V. und die unseres Geschäftsführers so fleißig verfolgen und die Gelegenheit gefunden haben, darüber zu berichten.

Grundsätzlich wollen wir festhalten, dass wir als juristische Person und als Kultur- und Bildungeinrichtung keine persönliche Meinung oder Haltung vertreten, sondern im Rahmen unseres Mission Statements agieren. Wir lassen uns eben nicht parteipolitisch instrumentalisieren. 

Mission Statement in der Fassung vom März 2020

"Seit 2003 bilden engagierte und offene Menschen den Second Attempt e.V., der sich durch Ideenreichtum und das richtige Gespür für Projekte etabliert hat. Der Verein ist eine Plattform, in deren Mittelpunkt die Beteiligung und Befähigung von Menschen steht, die aktiv den gesellschaftlichen Wandel gestalten, flexibel und gleichermaßen konsequent Kultur- und Bildungsangebote entwickeln. Durch die langjährige Erfahrung und Zielgruppennähe unterstützt und vernetzt er Akteure in der Region, begleitet sie mit Know-How und setzt selbst Ideen um.

Der Second Attempt e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Eigeninitiative, Engagement und Ideen kreativer Menschen zu unterstützen und zu fördern. Die Arbeit und Initiativen des Vereins richten sich darauf soziokulturelle Formate zu vervielfältigen und damit eine zukunftsfähige Stadtgesellschaft zu stärken.

Mit der Betreibung des Zentrums für Jugend- und Soziokultur RABRYKA sichert der Verein einen Freiraum zum Experimentieren und zur aktiven Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels."

Zur Vollständigkeit stellen wir den Schriftverkehr zwischen Herrn Beutler und Christian Thomas vom Second Attempt e.V. hier zur Verfügung.

„Sehr geehrte Damen und Herren,

Beim Fokus-Festival trat am Wochenende ein gewisser „Ben“ aus Dresden auf und hielt einen halbstündigen Vortrag über die Arbeit von Ende Gelände. Meine Fragen:

1.       Warum haben Sie Ende Gelände eingeladen?

2.       Warum haben Sie nicht, um alle Seiten des umstrittenen Kohleausstiegs darzustellen, eine Podiumsdiskussion zwischen Leag und Ende Gelände organisiert oder auch der Leag die Möglichkeit eingeräumt, über ihre Arbeit zu berichten?

3.     Ist Ihnen bewusst, dass Verfassungsschutzämter wie das Berliner Ende Gelände als eine Organisation einschätzt, die sich von Linksextremisten instrumentalisieren lässt? Was bedeutet das für Sie?

4.     Muss die Öffentlichkeit davon ausgehen, dass Sie als Organisatoren des Fokus-Festivals die Ansichten der Organisation teilen, wenn Sie sie zu Ihrem Fest einladen?

5.     Am Wochenende hat der Redner die Aktionen seiner Kampagne verharmlost. Beispiel: „Wir gehen da in die Tagebaue“. Der Freistaat berichtet von Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs von Ende Gelände nach ähnlichen Aktionen in Sachsen, wie sie “Ben“ für das Rheinische Gebiet ankündigte. Wie verträgt sich das mit Ihren Anliegen und Auffassungen?

6.     Der Redner lud am Wochenende ausdrücklich zu solchen Aktionen ein, wo man sich von der Polizei wegtragen lässt, Zäune überwindet, gegen eine Polizeikette angeht. Teilen Sie diese Ansichten bzw. wie stehen Sie zu solchen Aktionen bzw. Auffassungen?

Für eine schnelle Antwort bis Mittwoch, 12 Uhr, wäre ich Ihnen verbunden.“

 

Herzliche Grüße

Sebastian Beutler 
Geschäftsführer Redaktions- und Verlagsgesellschaft Neiße mbH
und Redaktionsleiter Görlitz/Niesky 
Sächsische Zeitung 

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Sehr geehrter Herr Beutler, 

vielen Dank für Ihre Anfrage.  Anbei unsere Antwort darauf: 

1 ) Der Second Attempt e.V.  möchte zukünftig häufiger die Möglichkeit bieten, sich über den Strukturwandel der Region auszutauschen. Dazu beteiligen sich junge Engagierte derzeit vor allem bei der Mission2038. Zum Fokus wurde dann der sächsische Teil der Initiative Ende Gelände eingeladen. Ziel war es, sich mit den Inhalten der Initiative auseinanderzusetzen und auch kritisch über die Protestaktionen und Formate ins Gespräch zu kommen. Deswegen gab es einerseits die Option während des Vortrages Fragen zu stellen und sich beim Info-Stand tiefergehend über die Initiative auszutauschen. Wir hoffen, dass die Gäste und auch Sie die Gelegenheit genutzt haben. 

2) Die Kommunikation im Vorfeld mit Ende Gelände war kompliziert. Die Initiative hat uns sehr kurzfristig zugesagt und uns recht spät zurückgemeldet, was genau zum Fokus passieren soll, weswegen es nicht möglich war, eine andere Art von Format zu organisieren. Zu diesem Zeitpunkt waren schon alle Bühnenslots besetzt und die Podiumsdiskussion durch kommen&gehen belegt. Darüberhinaus begrüßen wir Ihren Vorschlag, die LEAG und die Initiative in den Austausch zu bringen und nehmen das in die nächste Dienstberatung mit auf. 

3) Uns war nicht bewusst, dass der Verfassungsschutz diese Einschätzungen trifft. Wir wurden von der Initiative auch nicht darauf aufmerksam gemacht. Uns liegt derzeit auch keine Einschätzung durch den sächsischen Verfassungsschutz über die sächsische Gruppe vor. In der Kommunikation im Vorfeld, innerhalb des Vortrages oder in der Aufmachung des Standes konnte der Second Attempt e.V. keine extremistischen Inhalte feststellen. 

4) Nein 

5) Aus unserer Perspektive wurden die Aktionen nicht verharmlost, auch wenn dieser lapidare Satz womöglich so gefallen ist.  Es wurde offen und transparent darüber berichtet, welche Formate und Aktionen durchgeführt werden und welche Haltung die Initiative hat, welches Ihre 5) Frage auch belegt. 

6) Der Second Attempt e.V. distanziert sich von Gruppen, Initiativen oder Organisationen, die die freiheitliche Grundordnung, das Grundgesetz oder die sächsische Verfassung grundsätzlich ablehnen, zur Gewalt oder Straftaten aufrufen. Wir schließen uns außerdem keiner parteipolitischen oder extremistischen Inhalten an sowie bei uns keine parteipolitischen Veranstaltungen erlaubt sind. Das wurde der Initiative auch so im Vorfeld mitgeteilt. Wenn dies trotzdem passieren sollte, findet das ohne Abstimmung bzw. Zustimmung des Second Attempt e.V. statt. 

Aus Ihrer Anfrage lässt sich leider nicht erschließen, welchen Hintergrund die Fragen haben, ob sie zu recherche Zwecken dienen und daraus ein Artikel entstehen soll. Deswegen verweise ich hier auf meine Erklärung in meiner Signatur und würde mich über eine Erläuterung dazu freuen.

Viele Grüße aus der Fabrik
Christian Thomas 
Geschäftsführer

Quellen: 

https://www.saechsische.de/plus/neue-mauern-im-kohlestreit-kommentar-sebastian-beutler-5255444.html

https://www.saechsische.de/plus/wir-gehen-in-die-tagebaue-goerlitz-fokus-festival-ende-gelaende-christian-thomas-second-attempt-rabryka-ben-5255329.html