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Sonstige
Newsbild zu 70 Integrations- und Teilhabeprojekte in Sachsen stehen vor dem Aus,
2025/12/16

70 Integrations- und Teilhabeprojekte in Sachsen stehen vor dem Aus,

darunter auch unser Projekt „WIR – gemeinsam in Görlitz“ in der RABRYKA.

Das Sächsische Staatsministerium für Soziales hat für das Jahr 2026 lediglich 21 von 91 eingereichten Projekten für eine Förderung vorgesehen. Auch wir sind leer ausgegangen. Damit können wir die Integrationsarbeit, die wir seit sieben Jahren in der RABRYKA leisten und die maßgeblich von und mit Migrant:innen gestaltet wird, zu großen Teilen nicht weiterführen.

Konkret betroffen sind die Tanz- und Malkurse, die von ukrainischen Geflüchteten gestaltet werden, sowie unser offenes Café am Donnerstag. Diese Angebote müssen wir nun ersatzlos streichen. Allein im Jahr 2025 haben über 2000 Personen an insgesamt 175 Angeboten teilgenommen. Das offene Café am Donnerstag war das einzige Angebot in Görlitz eines nicht-kirchlichen Trägers, das als offene und niedrigschwellige Anlauf- und Beratungsstelle fungierte. Mit dem Wegfall dieses Angebots bricht eine zentrale Struktur weg, die Migrationsberatungsstellen in den vergangenen Jahren erheblich entlastet und eine wichtige Brücke zwischen weiteren Fachstellen und der Zielgruppe gebaut hat.

Für viele Menschen mit Migrationsgeschichte entfällt damit ein geschützter Raum für Austausch und niedrigschwellige Begegnung. Zudem müssen wir Formate der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte sowie weitere niedrigschwellige Engagementangebote einstellen. Alle diese Angebote waren wichtige Ankerpunkte, unterstützten die Teilnehmenden maßgeblich in ihren Integrationsprozessen und eröffneten ihnen konkrete Teilhabechancen. Ihr Wegfall verschlechtert die lokalen Integrationsmöglichkeiten in Görlitz spürbar.

Ehrenamtliche, die unsere Arbeit seit Jahren mittragen, unterstreichen die Bedeutung der Angebote eindrücklich. Abdullah Alhussein, ehrenamtlicher Sprachmittler im offenen Café am Donnerstag, beschreibt unsere gemeinsame Arbeit so:
„Dieser Ort ist mehr als nur ein Café. Es ist ein wichtiger Treffpunkt. Es bringt Migrant:innen und Görlitzer:innen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammen. Hier entstehen Freundschaften. Das Café gibt Neuankömmlingen positive Orientierung und hilft ihnen, ihren Weg in Deutschland zu finden. Wenn das Café schließt, ist das ein sehr großer Verlust für Görlitz.“

Auch Nataliia Tureeva, ebenfalls ehrenamtliche Sprachmittlerin, betont:
„Das Projekt war sehr wichtig für die Integration nicht nur von Ukrainer:innen, sondern aller Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte. Umso wichtiger war es, dass das Projekt auf Dauer angelegt war. Dank dieses Projekts kann Görlitz als Beispiel für gelungene Integration von Menschen verschiedener Nationalitäten dienen. Wir arbeiten, lernen und helfen einander – gemeinsam und mit dem Wunsch, Görlitz noch besser zu machen.“

Wir sind zugleich dankbar, dass es uns gelungen ist, gemeinsam mit Partnern zumindest Teilperspektiven zu sichern. So freuen wir uns, dass der von Ukrainer:innen gegründete Verein Ornament e.V. weiterhin Angebote im Bereich Tanz und Malerei vorhalten wird – wenn auch an anderen Orten. Außerdem konnten wir Lösungen finden, um Pauline, Rina und Tabea andere Beschäftigungsperspektiven im Haus zu ermöglichen. Durch alternative Finanzierungen können wir wenigstens das Frauencafé am Freitag weiterführen sowie die gemeinsam mit der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH und dem Familienbüro Görlitz etablierte Veranstaltungsreihe der „Welcome Specials“ für Neu-Görlitzer:innen aus aller Welt fortsetzen.

Dennoch bleibt die Signalwirkung dieser Förderentscheidung fatal. Sie setzt uns und andere zivilgesellschaftliche Akteure zusätzlich unter Druck. Deshalb haben wir als RABRYKA gemeinsam mit vielen weiteren Organisationen einen offenen Brief an Staatsministerin Petra Köpping mitunterzeichnet, in dem wir die langfristige finanzielle Sicherung von Integrations- und Teilhabeprojekten einfordern.