Die Veranstaltung der Reihe "Kontrovers vor Ort" findet in der vhs Görlitz statt.
Vortrag und Diskussion mit Dr. Christoph Meißelbach
Demokratie lebt vom fairen und friedlichen Wettstreit der Ideen. Eine wichtige Grundlage dafür sind
gemeinsame Spielregeln, über die sich alle einig sind. Diese Einigkeit scheint derzeit zu bröckeln. Als
Ursache haben viele die digitalen Medien im Verdacht. Schließlich können wir uns über soziale Me-
dien unsere ganz eigenen Weltanschauungen zusammenklicken. Und so erscheint es inzwischen
manchmal, als würden wir in verschiedenen Realitäten leben.
Aber nicht nur die Technik befeuert diese Dynamik, sondern auch unser Gehirn selbst. Es ist ange-
passt an eine Zeit, in der Menschen in kleinen Jäger-und-Sammler-Gesellschaften lebten. Für die
Komplexität der heutigen technischen, sozialen und politischen Verhältnisse ist es jedoch nur bedingt
geeignet. Im Ergebnis fallen im Internet und auf der Straße gesellschaftliche Gruppen fast wie ver-
feindete Steinzeit-Stämme übereinander her, statt vernünftig und anständig miteinander zu streiten.
Die Demokratie scheint also eine echte Zumutung für das menschliche Gehirn zu sein – erst recht im
digitalen Zeitalter. Wie kann fairer und friedlicher Ideenwettstreit trotzdem auf Dauer gelingen? Wel-
che gemeinsamen Spielregeln brauchen wir dafür? Und was können wir selbst tun, um unsere Stein-
zeit-Gehirne für die pluralistische Demokratie fit zu machen?
Der Sozialwissenschaftler Dr. Christoph Meißelbach möchte in dieser Vortrags- und Diskussionsver-
anstaltung über diese Fragen mit Ihnen ins Gespräch kommen. Er studierte und promovierte am
Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Dresden. Seit 2020 ist er der Wissen-
schaftliche Koordinator am Sächsischen Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung (SIPS). Im letz-
ten Jahr vertrat er die Professur für gesellschaftspolitische Bildung an der Hochschule der Sächsi-
schen Polizei (FH). In seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Die Evolution der Kooperation“ hat Dr. Mei-
ßelbach die evolutionären und psychologischen Grundlagen von menschlichem Zusammenhalt und
politischer Ordnung untersucht.